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Wie funktioniert BTX?

„Nachrichtenblockade“ durch BTX

Genau an dieser Stelle setzt die Wirkung von Botulinumtoxin an. Gelangt das Gift über verdorbene Nahrung oder über die Spritze des Arztes an ein Nervenende, so bindet es sich an die Außenhaut des Nervenendkolbens. Diese Bindung erfolgt durch einen bestimmten Eiweißanteil des Toxins, die so genannte schwere Kette oder Heavy Chain.

BTX wandert in die Nervenfaser ein. Sein zweiter Eiweißanteil, die Light Chain, wird im Nervenendkolben chemisch abgespalten und hemmt dann einen Eiweißstoff des Nervs namens SNAP-25. SNAP-25 ist entscheidend beteiligt an der Freisetzung des Signalstoffs Acetylcholin. Blockiert die leichte Kette also das SNAP-25, so kann kein Acetylcholin mehr aus dieser Nervenendplatte freigesetzt werden. Kein Acetylcholin – keine Muskelbewegung, kein Schwitzen ... Der geschilderte Vorgang dauert zwischen zwei und fünf Tage, manchmal etwas länger. Um es ausdrücklich festzuhalten: Andere Nervenfunktionen – zum Beispiel das Fühlen, Tasten oder das Temperaturempfinden – sind durch das Botulinumtoxin in keiner Weise beeinflusst, da hier andere Botenstoffe wirken.

Der Nerv regeneriert sich

Wieso erholen sich Muskel und Drüse mit der Zeit wieder?  Wie wird die Wirkung des Toxins abgeschwächt? Im Nervenende laufen zwei Regenerationsvorgänge ab. Zum einen zerlegen körpereigene Enzyme langsam, aber kontinuierlich das Gift in seine Bestandteile. Es wird enzymatisch „verdaut“. Auch das Eiweiß SNAP-25 wird neu gebildet, so dass die Synapsen innerhalb von drei bis neun Monaten ihre Funktionstüchtigkeit vollständig wiedergewinnen. Zum zweiten bildet der Körper neue, funktionstüchtige Nervenenden. Ähnlich einer Umleitung bei einer gesperrten Straße wachsen parallel geschaltete Synapsen zum Muskel hin. Sobald die alten Nervenenden wieder funktionieren, werden die provisorischen Synapsen abgeschaltet und bilden sich zurück – der ursprüngliche Zustand ist wieder hergestellt.

Bei vielen Untersuchungen an Tier und Mensch konnten Wissenschaftler nachweisen, dass keine Muskel- oder Nervenveränderungen zurückbleiben. Interessanterweise benötigen die Schweißdrüsen länger als Muskeln, um sich zu erholen. Erst sechs bis zwölf, manchmal erst 18 Monate nach der BTX-Behandlung haben sie sich vollständig regeneriert. Selbst auf dieser biochemischen Ebene der Natur besteht übrigens das chinesische Yin-Yang-Prinzip („Jedes Ding enthält Starkes und Schwaches, Positives und Negatives“).

Einerseits ist Botulinumtoxin ein sehr giftiger, aggressiver Yang-Stoff, der durch die Lähmung der Atemmuskulatur, des Herzmuskels und der Nervenfunktionen tödlich sein kann. Andererseits ist es ein sehr empfindliches, leicht zerstörbares Yin-Eiweiß – so lange es noch nicht in den Körper gelangt ist. Wenn eine verdorbene Konservendose voller „Wurstgift“ erst einmal geöffnet ist, zerstört der Luftsauerstoff das Neurotoxin innerhalb von zwölf Stunden. Sonnenlicht zersetzt das Gift nach ein bis drei Stunden, Erhitzung auf 85 °C macht es nach fünf Minuten unwirksam. Auch chlorhaltiges Wasser zersetzt das Gift zuverlässig. Aus diesen Gründen sind Vergiftungen mit Botulinumtoxin so selten.