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Hormontherapie - Pro und Kontra

Die Entwicklung künstlicher Hormone zur Empfängnisverhütung und zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden kam einer Revolution gleich. Doch wie so oft in der modernen Medizin, gesellen sich zur Euphorie Bedenken. Wer vor der Entscheidung steht, muss daher Nutzen und Risiken sorgfältig abwägen

Geschichte der Hormonbehandlung

Mit dem Erscheinen des Buches „Feminine Forever” (Ewig weiblich) von Robert und Thelman Wilson begann im Jahre 1965 in den USA der Östrogenboom. Die Konstruktion der Wechseljahre als Krankheit, die Herstellung künstlicher Hormone und deren Anwendung in der Frauenheilkunde fallen zeitlich zusammen. Mit der Veröffentlichung des Buches begannen Frauen, Östrogene zu verlangen – weniger wegen ihrer Beschwerden, sondern wegen der Versprechungen für ein schöneres Sexualleben, für Gesundheit, jugendliches Aussehen, volles Haar und einiges mehr. In die Bundesrepublik Deutschland schwappte die Östrogenwelle Ende der 60er Jahre. Es wurden viele Rezepte geschrieben, wenngleich nicht in dem Ausmaß wie in den USA.

Dass die Einnahme von Östrogenen nicht ohne Risiken ist, stellte sich nach den ersten Erfahrungswerten 1975, nach zehn Jahren Verschreibung der Östrogenersatztherapie (OET), heraus. Das Risiko, an Gebärmutterschleimhautkrebs zu erkranken, stieg um das 5- bis 15-fache. Durch die Einnahme von Östrogenen entarteten Zellen und die Gebärmutterschleimhaut baute sich übermäßig stark auf. Achtmal häufiger traten schwere Blutungen auf und sechsmal häufiger musste die Gebärmutter entfernt werden. Ausschabungen wurden fünfmal häufiger als in einer Vergleichsgruppe vorgenommen. Nun wuchs die Skepsis und die Verschreibungen gingen zurück. Daraufhin wurde die Zusammensetzung der Wirkstoffe neu gestaltet und die Dosierung deutlich verringert. Gestagene wurden hinzugefügt, die das Abbluten der Gebärmutterschleimhaut bewirken. Auf diese Weise entstand die kombinierte Therapie. Schließlich wurde ein neuer Nutzen entdeckt, nämlich die Osteoporosevorbeugung.

Wirkstoffe und Darreichungsformen

Zur Behandlung der Wechseljahre stehen konjugierte Östrogene, natürliche Östrogene, Gestagene, vom Testosteron abgeleitete Gestagene und vom Progesteron abgeleitete Gestagene zur Verfügung. Konjugierte Östrogene sind eine Mischung verschiedener Östrogene, die in der Regel aus dem Harn trächtiger Stuten gewonnen werden. Sie werden im Körper langsamer abgebaut und sind daher besser verträglich. Diese werden einzeln oder in Kombinationspräparaten ganz individuell in der gynäkologischen Praxis verordnet. Für die Wahl des geeigneten Präparats spielen zum Einen Art und Ausmaß der Beschwerden eine Rolle. Zum Anderen ist die Krankenvorgeschichte von Bedeutung, zum Beispiel ob die Gebärmutter entfernt wurde oder ob ein Hinweis auf ein erhöhtes Osteoporoserisiko vorliegt.

Auch für die Art der Anwendung gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten: Tabletten, verschiedene Arten von Pflastern, intramuskuläre Spritzen, Gele, Spiralen, Vaginalcremes oder Zäpfchen. Auch hier muss sehr individuell nach den Beschwerden entschieden werden, welche Form in Frage kommt. Meines Erachtens sind die Gele eine sehr gute Darreichungsform. Die notwendige Wirkstoffmenge ist erheblich niedriger, die Leber wird geschont und es ist eine bedarfsgerechte Dosierung möglich. Die Gele sollten großflächig auf Oberschenkel oder wechselweise auf Oberarm und Schulter aufgetragen werden.