Herzgesund bleiben? Ab in die Sauna!
Vereinzelte Schwitzkuren in der finnischen Sauna bewirken eine kurzfristige Blutdrucksenkung und Gefäßerweiterung. Aber nur passionierte Saunaliebhaber mit mehreren Saunagängen pro Woche profitieren auch von langfristigen Effekten für die Herzgesundheit.
Patienten mit einem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wurde früher von Saunabesuchen abgeraten, da man eine zu hohe Belastung des Herz-Kreislauf-Systems durch den Hitzereiz befürchtete. Neuere Erkenntnisse aus der Forschung haben diese Annahmen jedoch revidieren können. Laut einer prospektiven Studie wird das Schwitzen in der Sauna mittlerweile sogar mit einem reduzierten Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen assoziiert. [1] Insbesondere die arterielle Gefäßsteifigkeit bildet einen zentralen Indikator im Zusammenhang mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko. Die akuten Auswirkungen eines Saunagangs auf diesen sowie andere vaskuläre und hämodynamische Faktoren wurden bisher jedoch kaum untersucht.
Finnische Wissenschaftler fokussierten deshalb im Rahmen einer experimentellen Studie die Frage, welche akuten Effekte ein einmaliger Saunagang auf die arterielle Gefäßsteifigkeit und hämodynamischen Parameter von Patienten mit mindestens einem kardiovaskulären Risikofaktor zeigt.[2] Für die Studie wurden an erhöhtem Cholesterin, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes leidende Patienten bzw. Personen mit einer familiären Vorgeschichte einer koronaren Herzkrankheit, sowie ehemalige Raucher in einem mittleren Alter von rund 52 Jahren rekrutiert. Die Studienpopulation bestand in etwa zur Hälfte aus weiblichen und männlichen Probanden. Patienten mit einer akuten oder diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankung oder aktuell auftretenden kardiovaskulären Symptomatik wurden ausgeschlossen.
Während und nach der Sauna-Intervention war es den Studienteilnehmern erlaubt, bis zu 500 ml stilles Wasser zu trinken. Vor und unmittelbar nach dem Saunagang sowie nach der 30-minütigen Entspannungsphase wurden die arterielle Steifigkeit betreffende Parameter, die Pulswellengeschwindigkeit, der mittlere arterielle Blutdruck, der Pulsdruck, die Herzfrequenz und die linksventrikuläre Austreibung (Differenz zwischen Herzperiodendauer und Diastole) gemessen sowie der Augmentationsindex ermittelt, der den Wert des Verhältnisses zwischen Pulswellendruck und reflektiertem Puls angibt und einen von den Blutdruckwerten unabhängigen Faktor hinsichtlich des kardiovaskulären Erkrankungsrisikos darstellt.
Die nach dem Saunagang gemessene akute Blutdrucksenkung ist vergleichbar mit der nach einem körperlichen Training. Obwohl der Pulsdruck und die Herzfrequenz während der Sauna-Intervention kurzfristig erhöht waren, hatte dies keine Auswirkungen auf die Pulsdruckamplitude, die ein wesentlicher Biomarker für die allgemeine arterielle Funktion und das kardiovaskuläre Risiko darstellt. Damit konnten Aussagen früherer Studien widerlegt werden, die eine Erhöhung der Pulsdruckamplitude unter Sauna-Einwirkung festgestellt hatten. Unter anderem erklären die Wissenschaftler die beobachteten positiven Effekte mit einem durch die saunaspezifische Hitze reduzierten Plasmavolumen sowie einer trotz Flüssigkeitszufuhr erhöhten Dehydration. Keiner der Studienteilnehmer berichtete von Nebenwirkungen während oder nach dem Saunagang.
Damit sehen die Wissenschaftler die Ergebnisse einer früheren Studie bestätigt, die die akuten Effekte des finnischen Saunabads mit Kaltwasser-Immersion bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht hat und zu ähnlichen Resultaten kam. [3] Wer eine dauerhafte Wirkung des Saunierens auf die Herzgesundheit, beispielsweise eine anhaltende Blutdrucksenkung, anstrebt, kann dies allerdings nur durch regelmäßige Saunagänge von 4 bis 7 Mal pro Woche erreichen, wie eine weitere Studie der finnischen Wissenschaftler bestätigt. [4] Ob die Vorteile regelmäßigen Saunierens sich günstiger auf die Herzgesundheit auswirken als andere Maßnahmen, wie z.B. regelmäßiger Sport, oder ob Sport vor einem Saunabad die positiven Effekte noch steigern kann, muss jedoch noch in weiteren Studien unter Einbeziehung einer Kontrollgruppe geprüft werden.
Bei Erkrankung an akutem Koronarsyndrom, Endokarditis, Aortenstenose und hypertropher Kardiomyopathie sowie bei Einnahme von Medikamenten wie PDE-5-Hemmern und Nitraten wird von Saunagängen abgeraten. Im Zweifelsfall sollte die Unbedenklichkeit von Saunabädern mit dem behandelnden Arzt geklärt werden.