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Wirkungslos?

Fehlinterpretierte Studien

Besondere Aufmerksamkeit wurde in der Laienpresse im Jahr 2002 Spekulationen über Nebenwirkungen an Rückenmark und Gehirn gewidmet. Auslöser dafür waren fehlerhafte Berichte über Rattenexperimente in England. Der erste Artikel berichtet über eine Wirksamkeitsstudie von BTX A bei Muskeldystonie. Dabei wurde über eine vorübergehende Verminderung der Aktivität von Muskelspindeln und über eine Verkümmerung von Muskelfasern berichtet. B

eim zweiten Experiment wurde Botulinumtoxin direkt in den Rückenmarkskanal beziehungsweise auf das freipräparierte Rückenmark von Ratten injiziert. Ziel war es, dem Weg der Schmerzminderung durch Botulinumtoxin auf die Spur zu kommen. Beide Studien lassen keine Rückschlüsse auf Nebenwirkungen von BTX A in der üblichen Anwendung am Menschen zu. Die wichtigste Schlussfolgerung aus diesen Experimenten ist: BTX A kann das Gehirn nicht erreichen, denn es kann die Schutzhäute des zentralen Nervensystems nicht überwinden. Es gibt Menschen, bei denen Botulinumtoxin auch bei höheren Dosierungen und wiederholter Anwendung nicht funktioniert – niemand weiß, warum das so ist. Diese Menschen sind jedoch sehr selten. Auch dass der Körper neutralisierende Antikörper entwickelt hat, ist nur manchmal der Grund dafür, dass die Wirkung ausbleibt. Wenn der erwünschte Effekt nicht eintritt, hat das daher meist andere Gründe.

Frage: Manchmal tritt der erhoffte Effekt nach einer Behandlung nicht ein. Woran kann das liegen?

Dr. Bresser: Am häufigsten hat der Arzt die Dosis falsch berechnet oder an die falsche Stelle gespritzt. Die Berechnung der richtigen Dosis erfordert viel Erfahrung, da jeder Mensch und jeder Muskel eine individuelle Dosis benötigt. Männer benötigen beispielsweise im Allgemeinen höhere Dosierungen als Frauen. Probleme können auch entstehen, wenn das Gesicht bereits geliftet oder die Augenlider korrigiert sind. Die Reaktion des voroperierten Gewebes, also der schon verkürzten Muskeln, ist manchmal sehr schlecht voraussehbar. Wenn Botulinumtoxin bei Ihnen versagt, so sollten Sie zusammen mit Ihrem Arzt eine andere Lösung Ihres Faltenproblems suchen.

Frage: Ist es also ein Gerücht, dass das Mittel bei wiederholter Anwendung unwirksam wird?

Dr. Bresser: Bei der wiederholten Injektionsbehandlung mancher Nervenkrankheiten werden sehr große Mengen des Toxins gespritzt. Dann kann es zur Bildung von IgG-Eiweiß kommen, das als Antikörper die Wirksamkeit von BTX blockiert. Dieser Effekt wurde in etwa drei bis fünf Prozent der Fälle, insbesondere bei der Hochdosisbehandlung in der Neurologie dokumentiert. Ein gewisser Wirksamkeitsverlust nach wiederholten Anwendungen wird in seltenen Einzelfällen auch bei ästhetischen Anwendungen beschrieben. Viel häufiger ist allerdings eine Wirksamkeitsverbesserung nach mehrfacher Anwendung.