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Dystonien. Kopf- und Halkrämpfe

Dystonien

Bei einem gesunden Lebewesen hat jeder Muskel des Körpers eine natürliche „Grundspannung“, um ungestört und schnell funktionieren zu können. Unter Dystonie versteht man jede Störung dieser natürlichen Grundspannung eines Muskels. Die Folge ist eine spezielle Form von Muskelkrämpfen, die so genannten Dystonien. Nervenärzte bezeichnen mit Dystonie krampfartige Bewegungsstörungen durch Fehler des extrapyramidalen Nervensystems. Dieses ist ein Teil unseres unwillkürlichen, also nicht dem Willen unterworfenen Nervensystems. Etwa jeder tausendste Mitteleuropäer leidet unter Dystonien. Damit zählen diese Krankheiten zu den häufigen neurologischen Erkrankungen.

Auch Gesunde kennen das Phänomen, dass plötzlich irgendein Muskel unwillkürlich zu krampfen beginnen kann – beispielsweise als unangenehmes Zucken des Augenlids. Zuerst müssen in solchen Fällen bestimmte Nervenkrankheiten ausgeschlossen werden, beispielsweise Multiple Sklerose. Die Therapie solcher Krämpfe der Augenmuskeln, Lidmuskeln und Nackenmuskeln zählte zu den ersten medizinischen Anwendungen von BTX A überhaupt. Schon 1990 wurde in den USA die Behandlung der bis dahin unbehandelbaren Halsmuskelkrämpfe (Torticollis) mit BTX offiziell erlaubt.

Dystonien: eine spezielle Art von Muskelkrämpfen.

Kopf- und Halskrämpfe

Die zervikale Dystonie (Torticollis spasmodicus), oft auch als Schiefhals bezeichnet, ist in ihren verschiedenen Ausprägungen relativ häufig, vor allem bei Frauen im mittleren Lebensalter. Die Erkrankung zeigt sich darin, dass die Nackenmuskeln verkrampfen und sich dadurch Kopf und Schultern unwillkürlich verziehen. Die Krämpfe werden nach der Richtung der Drehung oder Beugung in verschiedene Formen unterteilt. Die Bewegungen können ständig oder anfallartig auftreten. Viele Patienten leiden durch die Krämpfe unter schmerzhaften Verspannungen im Hals-Nacken-Bereich. Die aktive Beweglichkeit der Halswirbelsäule ist oft erheblich eingeschränkt. Die Bewegungsstörung verhindert sehr häufig die Ausübung eines Berufes, das Autofahren und andere alltägliche Handlungen.

Weniger als der Hälfte der Patienten kann mit Medikamenten geholfen werden, die außerdem erhebliche Nebenwirkungen haben. Deshalb wird die Therapie mit Botulinumtoxin bei dieser Indikation mittlerweile als Therapie der Wahl angesehen. Bis zu 90 Prozent sind mit der BTX-Therapie zufrieden. Die Behandlung muss im Allgemeinen alle drei bis vier Monate wiederholt werden. NEBENWIRKUNGEN sind möglich, am häufigsten sind eine Schwäche der Nackenmuskulatur, erschwerte Kopfhaltung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Nach wiederholten Behandlungen kann die Therapie versagen, meist wegen der Bildung von ANTIKÖRPERN gegen BTX.

Antikörper sind körpereigene Abwehrstoffe. Diese verteidigen den Körper gegen alles Fremde – und können aus unbekannten Gründen manchmal nach lang andauernder, hoch dosierter Therapie auch gegen BTX gebildet werden. Die Folge: Das Medikamentenmolekül wird blockiert, es hat keine Wirkung mehr. Dieser Vorgang ist zwar ungefährlich, er beraubt den Arzt aber seiner wichtigsten Therapiemöglichkeit. Glücklicherweise kann dann heute in einem solchen Fall ein Medikament eingesetzt werden, das Botulinumtoxin B enthält, weil die Antikörper nur ganz gezielt Botulinumtoxin A lahmlegen.