deutsch english france russian

Wichtiger Hinweis:

Informationen aus diesem Gesundheitsportal sollten Sie niemals als einzige Informationsquelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwenden. …weiterlesen

Vom Wurstgift zur biologischen Waffe

Etwa 1920 wurde Botulinumtoxin erstmals in Kalifornien isoliert. Leider interessierte sich bald das Militär für die Substanz. Bereits in den dreißiger Jahren erprobten die Japaner seine tödliche Wirkung an Kriegsgefangenen. Im Zweiten Weltkrieg war das Toxin in vielen Waffenarsenalen enthalten. Die USA untersuchten die Giftwaffentauglichkeit von Botulinumtoxin spätestens seit 1942. Bei der Landung in der Normandie führten die amerikanischen Truppen etwa eine Million Dosen des Gegengiftes mit sich. Berüchtigt war Botulinumtoxin als Teil des irakischen Giftwaffenprogramms. Im irakischen Arsenal lagen laut UNO-Reporten neben Giftgas, 95.000 Litern Anthrax (Milzbrand) und Aflatoxin (Schimmelpilzgift) auch 25.000 Liter Botulinumtoxin. Zahlreiche Sprengköpfe von Bomben und Raketen waren mit diesem Gift gefüllt, bevor sie – lange vor dem zweiten Irakkrieg – von UN-Inspektoren vernichtet wurden. Auch Terroristen interessieren sich seit langem für BTX. Angeblich fand man 1980 in einem Unterschlupf von Politterroristen in Paris Laborbehälter mit Botulinumtoxin. Auch eine Splittergruppe der Baader-Meinhof-Gruppe soll 1989 damit experimentiert haben. Die japanische AUM-Sekte ist 1995 durch den Giftgasanschlag in der U-Bahn von Tokio bekannt geworden. Mindestens dreimal zuvor hatten sie erfolglos versucht, in der U-Bahn der Stadt Botulinumtoxin als Pulver über die Luft zu verbreiten. Die Gefahr einer Giftübertragung durch die Luft existiert übrigens nicht in der Natur – diesen Übertragungsweg haben erst Militärwissenschaftler und Terroristen erfunden. Wird Botulinumtoxin bei einem Anschlag in der Luft freigesetzt, so hängt das Ausmaß des Schadens wesentlich von den Umwelt verhältnissen ab. Eine hohe Lufttemperatur und hohe Feuchtigkeit führen zu einem raschen Abbau des Giftes. Schätzungsweise werden pro Minute bis zu vier Prozent der Moleküle zersetzt. Damit verlassen wir die unerfreulichen Seiten des Botulinumtoxins und kommen zu den positiven und heilsamen Aspekten des natürlichen Eiweißstoffes.