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Rheuma - Was Sie sonst noch tun können

In diesem Kapitel bekommen Sie einige allgemeine Anregungen zur Selbsthilfe und wie sich das Leben als Rheumakranker leichter gestalten lässt. Was Sie bei speziellen Erkrankungen selbst tun können, finden Sie im Kapitel über die Rheumakrankheiten im Einzelnen. Weitere Selbsthilfeempfehlungen wurden außerdem an mehreren Stellen des Kapitels Naturheilkunde mit und ohne Medikamente gegeben

Die Lebensqualität im Alltag verbessern

Bei einigen Rheumaformen wird es auch bei optimaler medikamentöser Behandlung nicht immer gelingen, die Schmerzen vollständig zum Abklingen zu bringen. Das liegt auch mit daran, dass Schmerz ein vollkommen individuelles Erlebnis ist. Jeder Mensch empfindet seinen Schmerz anders, abhängig von der Gefühlslage und den persönlichen Erfahrungen. Ein Schmerzreiz wird über Nervenbahnen zum Gehirn geleitet. Dort wird die Schmerzinformation auf verschiedenen Ebenen verarbeitet, ohne dass sie der Kontrolle des Willens unterliegt. In der Großhirnrinde wird die Information mit dem Bewusstsein verknüpft. Hier wird der aktuelle Schmerz mit früheren verglichen und die individuelle Stärke der Schmerzempfindung festgelegt. Nur bei diesem Schritt ist es möglich, selbst Einfluss zu nehmen und die Schmerz stärke zu dämpfen. Dabei ist die wichtigste, aber auch schwierigste Aufgabe, den Schmerz bewusst als Teil des Lebens anzunehmen. Nur so kann er bewältigt und überwunden werden.

Der Schmerz ist zwar da, aber in dem man ihn nicht mehr als zentralen Lebensinhalt betrachtet, ihm so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich widmet, wird er weniger stark wahrgenommen. Da bei geht es nicht darum, etwas zu unterdrücken! Begleiterscheinungen des Schmerzes wie Wut, Trauer und zahlreiche Ängste sind ganz normal und jeder hat ein Recht, diese Gefühle zu zeigen und sie damit auch zu bewältigen. Eine harmonische und liebe volle Akzeptanz durch Familie und Freunde sind hierbei besonders wichtig. Der Kranke muss ausreichend Gelegenheit haben, sich über seine Sorgen, Nöte, Ängste und Beschwerden auszusprechen.

Stehen Sie zu ihrer Krankheit!

Viele Rheumakranke schämen sich wegen ihrer geschwollenen oder verformten Hände und Finger, versuchen, sie vor ihrer Umwelt zu verbergen oder meiden gar den Kontakt zu anderen Menschen. Bei Gehbehinderungen verwenden sie oft viel Energie darauf, dass ihr Hinken nicht auffällt. Sie ziehen sich zurück, sind verunsichert, fühlen sich minderwertig, verlieren ihr Selbstbewusstsein oder haben ein mangelndes Selbstwertgefühl. Doch machen Sie sich auch als Rheumakranker bewusst, dass Sie trotz Ihrer Schmerzen und möglichen Behinderungen ein gleichwertiger, wichtiger und einzigartiger Mensch sind, der seine Mitmenschen allein durch seine Existenz bereichert. Nehmen Sie Ihre Krankheit als Teil Ihrer selbst an und lieben Sie Ihren Körper trotz all seiner Schwächen. Das mag sehr schwer fallen, ist aber ein wichtiger Schritt zur Krankheitsbewältigung.

Das Rheuma gehört nicht nur zu Ihrem Leben, sondern sollte auch von den Gesunden um Sie herum angenommen werden. Denn niemand weiß, ob er nicht auch irgendwann Rheumatiker wird. Leider begegnen viele Gesunde den Rheumatikern mit großer Unsicherheit und Vorurteilen. Doch dies geschieht meist aus Unkenntnis der Natur rheumatischer Krankheiten. In allen diesen Fällen ist es wichtig für Sie, Ihrem Gegenüber offen, ohne Berührungsängste und mit gesundem Selbstwertgefühl entgegenzutreten.

Rheuma ist keine harmlose Kleinigkeit, „die schließlich jeder irgendwann hat“. Vielmehr ist es eine schwerwiegende Erkrankung, die jeden von heute auf morgen selbst treffen kann. Jeder Rheumakranke wäre lieber gesund und uneingeschränkt arbeitsfähig und bittet nur um Hilfe, wenn er sie wirklich braucht, weil er irgendeine Tätigkeit nicht alleine machen kann. Mit etwas gutem Willen kann jeder Rheumatiker problemlos im beruflichen und sozialen Umfeld integriert werden – wie jeder andere Mensch mit allen seinen Stärken und Schwächen auch.

Bleiben Sie aktiv!

Auch mit Rheuma und eingeschränkter Beweglichkeit kann man aktiv und selbstständig leben. Angenehme Tätigkeiten, frohe, lebenslustige und genussvolle Erlebnisse, soziales Engagement und damit verbundene Anerkennung lenken vom Schmerz ab und fördern eine positive Einstellung zum Leben. Außerdem würden eine totale Schonhaltung und Inaktivität die Muskeln weiter schwächen, sie eventuell noch stärker verkrampfen lassen und den Schmerz verschlimmern.

Setzen Sie sich bei allen körperlichen Tätigkeiten realistische, erreichbare Ziele. Berücksichtigen Sie Ihre Belastbarkeit, teilen Sie die Zeit vernünftig ein und gönnen Sie sich individuelle Ruhepausen. So lassen sich Misserfolge und damit verbundene Frustrationen, die das Allgemein befinden beeinträchtigen, vermeiden.

Auch wenn Sie verformte Hände haben, können Sie kreative Arbeiten und vieles mehr – eventuell mit Hilfsmitteln – bewerkstelligen, denn Ihr Verstand, Ihre Gefühle und Ihre Seele sind nicht beeinträchtigt. Innerhalb der Familie und Partnerschaft sollte in offenen, liebevollen Gesprächen eine klare Aufgabenverteilung vorgenommen werden.

Alle Tätigkeiten, die sich der Rheumakranke zutraut und auch realistisch erledigen kann, sollte er in Absprache übernehmen. Es wäre völlig falsch, ihm aus gut gemeinter Hilfsbereitschaft Tätigkeiten abzunehmen, die er selbst aktiv übernehmen kann. Wichtig ist aber auch, dass der Rheumakranke seine eigenen Grenzen kennt und in den entsprechenden Situationen ohne ein schlechtes Gewissen um Hilfe fragen kann.

Machen Sie mich´s bequem!

Auch das häusliche Umfeld sollte der möglichen Behinderung angepasst werden. Stühle, Tische, Bett, Schränke und anderes Mobiliar kann in Höhe und Abmessungen so abgestimmt werden, dass der Kranke sie problemlos benutzen kann. Bedienungsfreundliche und gut erreichbare Telefone können ohne großen Aufwand installiert werden. Eine barriere freie und damit behinderten- und rollstuhlgerechte Wohnung mit entsprechender Bad- und Toilettenausstattung ist anzustreben.

Wenn Umbaumaßnahmen nicht möglich sind, können die öffentlichen Wohnungsämter bei der Suche nach behindertengerechten Wohnungen behilflich sein. Bei einer ergotherapeutischen Gelenkschutzberatung wird Ihr Therapeut Ihnen bei Bedarf einfache und praktische Hilfsmittel empfehlen, die bei Alltagstätigkeiten die Gelenke entlasten. An- und Auskleiden, Auf stehen, Körperpflege, Essen und Trinken werden dadurch wesentlich erleichtert. Der medizinische Fachhandel bietet ein großes Sortiment solcher Hilfsmittel an. Über Selbsthilfegruppen besteht auch die  Möglichkeit, diese Gegenstände preiswert per Bestellung zu beziehen.

Nutzen Sie Ihre Rechte!

Suchen Sie im Beruf nach einer Möglichkeit, den Arbeitsplatz umzugestalten. Dazu werden Sie sich am besten mit dem Arbeitgeber, dem Betriebsärztlichen Dienst, dem Betriebsrat und den Kollegen absprechen. Vielleicht ist auch eine innerbetriebliche Versetzung mit geänderten Arbeitszeiten möglich. Wichtig ist es, dass Sie diese Instanzen über die Erkrankung und die damit verbundenen, leider nicht immer vermeidbaren Ausfallzeiten gründlich informieren.

Wie jeder andere chronisch Kranke auch haben Sie als Rheumatiker ein Recht darauf, einen Antrag auf Feststellung einer Behinderung beim zuständigen Versorgungsamt zustellen. In Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und anderen mitbehandelnden Ärzten wird der versorgungsärztliche Dienst das Ausmaß der Erkrankung und Einschränkungen beurteilen und den „Grad der Einschränkung und der Behinderung“ (GdB) festlegen.

Ab 50 Prozent GdB gilt der Kranke als „Schwerbehindert“, unterliegt einem besonderen gesetzlichen Schutz und hat Anspruch auf verschiedene Vergünstigungen. Dazu gehören zum Beispiel ein verbesserter Kündigungsschutz, keine Mehrarbeit, weitere fünf Urlaubstage pro Jahr und die Herabsetzung des Rentenalters. Ab einer bestimmten Betriebsgröße werden Arbeitsplätze anteilig mit Schwerbehinderten besetzt.

Neben dem Grad der Einschränkung in Prozent kann das Versorgungsamt auch noch Merkzeichen wie Gehbehinderung (G), außergewöhnliche Gehbehinderung (aG) und andere vergeben. Je nach vergebenen Merkzeichen und dem Grad der Behinderung können weitere Vergünstigungen für die Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Steuervorteile beansprucht werden. Rheumakranke Jugendliche sollten bei der Berufswahl unbedingt intensive ärztliche Beratung in Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern in Anspruch nehmen, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Gesund ernähren

Wie bereits im Kapitel „Ernährungstherapie“ ausführlich dargestellt, gibt es keine spezielle Rheumadiät. Allerdings sind aus naturmedizinischer Sicht einige wesentliche Kriterien zu beachten, die auch in der Ernährung bei Rheuma empfohlen werden können. Dabei geht es weniger um eine Diät, sondern vielmehr um eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten.

Generell sollte eine gesunde Ernährung frei von chemischen Zusatzstoffen wie Farb- oder Konservierungsstoffen sein. Dies bedeutet, dass möglichst sämtliche Lebensmittel selbst zubereitet werden, gern mit natürlichen Gewürzen und Kräutern wie beispielsweise Pfeffer, Paprika, Petersilie oder Majoran. Dagegen sollten Sie chemische Gewürze wie den Geschmacksverstärker Glutamat meiden. Die Lebensmittel sollten möglichst aus ökologischem Anbau unseres Lebensraums stammen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass die Belastung mit Insektiziden, Pestiziden oder Schwermetallen aus der Umwelt möglichst gering ist.

Gemüse und Obst sollten der Schwerpunkt sein, während tierisches Eiweiß, insbesondere Fleisch und Wurst, deutlich im Hintergrund stehen sollten. Frischer Fisch ist zwar an sich gesund, doch heute sind die Wassertiere wegen der zunehmenden Umweltverschmutzung auch mit Schadstoffen belastet. Neben der Qualität der Lebensmittel sollte besonderen Wert auf die Esskultur gelegt werden. Das heißt, täglich sollten drei Mahlzeiten pro Tag in Ruhe eingenommen werden, die letzte am Abend allerdings nicht nach 18 bis 19 Uhr.

Besonders wichtig ist gründliches Kauen. Das Trinken empfiehlt sich in deutlichem Abstand zu den Mahlzeiten, am  esten Wasser, Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte. Alkohol sollte auf ein Minimum beschränkt werden, da er die Bildung freier Radikale fördert. Die Esskultur nach F.X. Mayr wird besonders angeraten. Um einen möglichen Mangel an Vitalstoffen wie Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen auszugleichen, empfiehlt sich eine orthomolekulare Nahrungsergänzung, zum Beispiel mit LaVita - Konzentrat, Ortho-Mol-Produkten oder anderen Präparaten.

Ernähren Sie sich gesund!

Maßvoll trainieren

Neben der bei den meisten Rheumaformen unabdingbaren Krankengymnastik profitieren Rheumatiker auch von Bewegung und Sport in der Freizeit. Dabei sollte jedoch eine besondere Belastung der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder strikt vermieden werden! Empfehlenswert sind Sportarten, bei denen alle Gelenke maßvoll und schonend bewegt und die Muskeln gekräftigt werden.

Die allgemeine Belastbarkeit, Bewegungseinschränkungen und das Alter sind zu berücksichtigen. Grundsätzlich sollte man sich zuerst aufwärmen, bevor man mit dem Sport beginnt. Für Rheumatiker gut geeignet sind in erster Linie Schwimmen und Radfahren. Beim Schwimmen werden durch den Auftrieb im möglichst warmen Wasser  (mehr als 28 Grad Celsius) alle Gelenke entlastet und die Muskeln durch trainiert. Rückenschwimmen und Kraulen eignen sich am besten. Dagegen sollte Brustschwimmen vermieden werden, wenn bei der Erkrankung die  Wirbelsäule betroffen ist, denn sie wird dabei stark überstreckt. Auch Kopfsprünge ins Wasser sind nicht unbedingt zu empfehlen.

Radfahren ist ein gutes Training für Muskeln, Herz und Kreislauf. Es entlastet Hüft- und Kniegelenke, da das Körpergewicht auf den Sattel verlagert wird. Allerdings sollten ebene und flache Strecken einem bergigen Gelände vorgezogen werden. Für Kinder und Rheumakranke mit stärkeren Gelenkschäden bietet der Fachhandel spezielle und individuell angefertigte Dreiräder an. Eine Kostenbeteiligung durch die gesetzlichen Krankenversicherungen ist möglich.

Weiterhin können Skilanglauf, rhythmische Gymnastik, Tanzen und Wandern auf ebenen Wegen mit ergonomischem Schuhwerk empfohlen werden. Erlaubt ist, was die Gelenke schonend bewegt und Spaß macht. Für Rheumakranke nicht geeignet sind alle Sportarten, die die Gelenke stoßweise belasten, wie Ballspiele, Sprünge, Krafttraining, Kampfsport arten oder Reiten.

Entspannungsmethoden anwenden

Entspannung, Gelassenheit und Ruhe sind wesentliche Grundlagen für ein positives Lebensgefühl und Lebensfreude. Schmerzen können zur Verspannung nicht nur der Muskulatur, sondern im wahrsten Sinne des ganzen Menschen führen. Je verspannter Sie sind, desto stärker sind Ihre Schmerzen. Mehr Schmerzen erzeugen mehr Verspannung – ein wahrer Teufelskreis kann hieraus entstehen. Berufliche und private Stressfaktoren können oft nur reduziert, aber nicht vollkommen ausgeschaltet werden. Auch sie können den Selbstläufermechanismus Stress – Verspannung – Schmerz – Stress noch zusätzlich verstärken.

Entspannungstechniken können helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Verschiedenste Verfahren wie die Progressive Muskel relaxation nach Jacobson, Autogenes Training, Yoga, Meditationen oder auch selbst - hypnotische Phantasie- und Traumreisen sind erprobte, entspannende Eigenbehandlungen, die Ihnen helfen können, Ihren Rheumaschmerz zu bewältigen. Diese Möglichkeiten wurden bereits im Kapitel „Entspannungsverfahren“ besprochen.

Eine besondere Behandlung ist die Feldenkrais-Methode, die insbesondere rheumakranken Menschen empfohlen werden kann. Der israelische Physiker Moshé Felden krais hat sie entwickelt. Sie dient dazu, harmonische, schmerzfreie und bewusst erlebte Bewegungen zu lernen. Die Felden krais- Methode kann gut mit einem Zitat ihres Erfinders beschrieben werden: „Nur, wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst!“

Ziel der Feldenkrais-Methode ist es, Bewusstheit durch Bewegung zu fördern. Durch aktives und passives Ausführen kleinster Bewegungen soll die Körperwahrnehmung verbessert werden. Und durch eine verbesserte Körperwahrnehmung lassen sich körperliche Beschränkungen, aber auch geistige Blockaden besser erkennen und erfahren.

Die Feldenkrais-Methode kann in der Gruppe oder im Einzelunterricht erlernt werden. Doch alle Entspannungsübungen nutzen wenig, wenn man sie nicht regelmäßig anwendet. Versuchen Sie, der Entspannungsmethode Ihrer Wahl einen festen Platz in Ihrem Alltag zuzuweisen –  beispielsweise: jeden Morgen Yoga Übungen, in der Mittagspause Autogenes Training oder am Abend Meditation oder Feldenkrais-Übungen. Dabei kommt es nicht darauf an, stundenlang möglichst viele Übungen zu absolvieren. 20 Minuten täglich und diese konsequent und regelmäßig durchgeführt bringen Sie weiter, als gelegentlich zwei volle Stunden.


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