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Die Abwehr schlägt zurück

Das Abwehrsystem des Körpers verfügt über viele „Mitarbeiter“, die Hand in Hand zusammenarbeiten. Sie unterliegen dabei einer hierarchischen Ordnung. Entzündungen und Fieber sind typische Anzeichen dafür, dass die Körperabwehr sich nicht foppen lässt und ungestümen Invasoren unverzüglich den Kampf ansagt.

Die Abwehr schlägt zurück – raffinierte Taktik gegen Invasoren

Wie in den vorigen Kapiteln beschrieben, verfügt das Abwehrsystem des Körpers über viele „Mitarbeiter“ – von Spezi listen bis hin zu Helfershelfern, die Hand in Hand zusammen arbeiten. Sie unterliegen dabei einer hierarchischen Ordnung. Wie in einem Orchester gibt es Taktgeber und ausführende Musiker. Jedes Instrument leistet dabei einen Beitrag zum harmonischen Gleichklang beziehungsweise zur Erhaltung des (Schwingungs-) Gleichgewichtes. Viele schädliche Eindringlinge (z.B. Bakterien, Viren), die tagtäglich über die Atmung, den Verdauungstrakt oder durch Verletzung der Haut in den Körper gelangen, werden vom Abwehrsystem mit lokalen Reaktionen in Schach gehalten und unter anderem im Rahmen der natürlichen Ausscheidungsmechanismen (z.B. Urin, Nasensekret) eliminiert, ohne dass es der Mensch bemerkt. So lebt der Mensch mit den Mikroben im Gleichgewicht.

Werden die Invasoren jedoch massiver, ungestümer oder aggressiver, antwortet auch das Abwehrsystem entsprechend – es schlägt härter zu rück. Alle Regelkreise des Systems werden ein geschaltet. Das Bild vom harmonisch spielenden Orchester wandelt sich dann mehr zu einer konzertierten Kampfaktion, die vom Menschen nicht unbemerkt bleibt: Entzündungen und Fieber sind typische Anzeichen dafür, dass die Körperabwehr sich nicht foppen lässt und ungestümen Invasoren unverzüglich den Kampf ansagt.

Drei gezielte Frontlinien-Aktionen

Bei diesem Kampf geht das Abwehrsystem ganz gezielt vor. Mit einer raffinierten Taktik von drei Frontlinien-Aktionen bekommt es Eindringlinge meist schnell in den Griff. Am Beispiel der Entzündung – einer zentralen Abwehrreaktion – lässt sich dieser „Abwehrplan“ gut nachvollziehen, da ihre fünf klassischen sicht- und fühlbaren Symptome (Rötung, Wärme, Schwellung, Schmerz, Funktionseinschränkung) verschiedene Abwehraktionen widerspiegeln:

Die erste Frontlinien-Aktion

Attackieren zum Beispiel Viren oder Bakterien den Körper, so stoßen sie auf den mechanischen Schutz von Haut und Schleimhäuten sowie auf chemische Schutzmaßnahmen (Mikroben hemmende Subtanzen in Schweiß, Talg und in den Schleimhautsekreten der Augen, des Darms, der Atmungs- und Geschlechtsorgane).

Die zweite Frontlinien-Aktion

Überwinden die Angreifer die erste Abwehrlinie und dringen in den Körper ein, so herrscht Alarmzustand im Körper. Die zweite Frontlinien-Aktion formiert sich. Ihre Aufgabe ist, gezielt Alarm zu schlagen, Verteidigungskräfte zu mobilisieren, das Kampfgebiet abzuriegeln, Verstärkung anzufordern und die Eindringlinge zu vernichten. Im Detail: Substanzen, die an der Eintrittspforte der Eindringlinge unter anderem durch Zellschäden frei werden, gelangen ins Blut und in die Lymphe und setzen somit den Körper in Alarmbereitschaft. Als Reaktion machen sich Abwehrzellen wie Makrophagen und Monozyten startbereit, und am Ort des Geschehens werden die Blutgefäße durchlässiger für das Blutplasma und die weißen Blutkörperchen (die Abwehrzellen). Die nächsten Aktionen gehen mit dem Auftreten der klassischen Entzündungszeichen einher.

Rötung: Der Körper steiger die Durchblutung, um die „Zufahrtswege“ und das Transporttempo für Komponenten des Immunsystems zu optimieren – das zeigt sich als Rötung.

Wärme: Das stärkere Aufkommen an Blut aus dem Körperinneren, wo die Temperatur mit 37 °c um 5 bis 10 °c höher liegt als auf der Haut, führt zu einer Erwärmung am Ort des Geschehens. Dies ist wichtig für die Funktionstüchtigkeit bestimmter Enzyme, die höhere Temperaturen für ihre „Arbeit“ benötigen. Manche brauchen sogar Temperaturen von 39–40 °c. Diese „Arbeitsbedingung“ erfüllt ihnen der Organismus unter anderem mit der Initiierung von Fieber. Fieber ist also durch aus positiv für den Heilungsprozess. Darüber hinaus beschleunigt Wärme generell chemische Reaktionen. Eine Temperaturerhöhung bewirkt somit auch eine Beschleunigung der Stoffwechselvorgänge und damit den Aufmarsch von immunologischen Reservetruppen und den Abtransport von Zelltrümmern.

Schwellung: Des Weiteren tritt im Rahmen der Entzündung aus den Blutgefäßen eine große Menge Blutplasma aus, in dem sich die weißen Blutkörperchen (Leukozyten/Abwehrzellen) und andere Substanzen, unter anderem auch Antikörper, befinden. Das erhöhte Aufkommen an Blutflüssigkeit (Blutplasma) führt zu einer lokalen Schwellung des Areals und verdünnt gleichzeitig eventuell ausgeschiedene Schadstoffe (Toxine) der Eindringlinge.

Schmerz: Auf den durch Blut und Flüssigkeit erhöhten Druck im Gewebe reagieren wiederum Nervenenden und sensorische Nervenzellen in der Haut. Durch sie wird auch das Gehirn über den aktuellen Verlauf der Abwehraktionen informiert.

Funktionseinschränkung: Durch die Schwellung und den Schmerz ist das betroffene Gebiet (z.B. Finger oder Hand) vorübergehend nicht optimal funktionstüchtig.

Ein Blick auf das Geschehen an der Front.

Nach dem der Körper durch „Meldung“ von der Eintrittspforte (durch verschiedene Substanzen) in Alarmbereitschaft gesetzt wurde, werden Abwehrzellen mit dem Blutplasma angeschwemmt oder schlüpfen durch Gewebezellen der Matrix hindurch zum Ort des Geschehens. Hier unterstützen sie die „Kameraden“, die dort lokalisiert und bereits im Einsatz sind. Zu Beginn treten unter anderem die Granulozyten in Aktion, die mit Hilfe weiterer Substanzen auf die Eindringlinge los gehen, um sie unschädlich zu machen. Zer störte Eindringlinge und Granulozyten bilden zusammen Eiter, der von Makrophagen aufgefressen wird, um das Gebiet sauber zu halten.

Können mit diesen Aktionen die Eindringlinge nicht vernichtet werden, so setzen spezifisch-immunologische Mechanismen ein: B- und T-Lymphozyten treffen ein. Sie tasten die Antigene ab, um den Feind zu identifizieren und den Aufmarsch von passenden Antikörpern beziehungsweise die Produktion von entsprechenden Antikörpern in die Wege zu leiten. In den Lymphknoten – den Festungen des Immunsystems – wird ebenfalls auf Hochtouren gearbeitet. Makrophagen, mit ein verbleibten Antigenen der Eindringlinge, kommen vorbei und präsentieren den Lymphozyten die Antigene. Killerzellen werden auf diese Antigene angesetzt und schwärmen aus, um deren Artgenossen aufzuspüren. Damit ist die dritte Frontlinien-Aktion eigeleitet.