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Hand in Hand gegen den Feind - Kapitel IV

Die Abwehrzellen als Frontkämpfer

Die Mehrheit der Immunzellen wird von den weißen Blutkörperchen gebildet. Ihre Heimat ist, ebenso wie die der roten Blutkörperchen und die der Blutplättchen, das Knochenmark. Zu den weißen Blutkörperchen gehören die T-Lymphozyten, B-Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen, Granulozyten und Killerzellen. Auch wenn diese Zellen Blutkörperchen genannt werden, befinden sie sich nur zu einem ganz geringen Anteil (5%) in der Blutbahn. Der überwiegende Teil (95%) durchwandert die Gefäßwände in regelmäßigen Abständen und hält sich im Bindegewebe der Organe und vor allem in den Barriere-Organen Haut und Schleimhäute auf, da dort die meisten Abwehrvorgänge stattfinden.

T-Lymphozyten
haben feste „Stammlokale“ in den Lymphknoten und der Milz. Im Fall einer feindlichen Invasion sind sie äußerst mobil, überwinden schnell große Distanzen und veranlassen so eine allgemeine Mobilmachung. Die T-Lymphozyten haben eine Anbindungsstelle (Rezeptor) für Antigene. Dort dockt das Antigen an, und sofort veranlasst der T-Lymphozyt eine gesteigerte Neubildung von weiteren T-Lymphozyten, wobei besondere Spezialisten auf den Plan gerufen werden:

B-Lymphozyten tragen als Rezeptoren zweiarmige Antikörpermoleküle. Wenn sie das von den Makrophagen präsentierte Antigen wie einen Schlüssel in ihr Antikörperschloss gebunden haben, gehen sie auf Wanderschaft, wandeln sich zu reiferen Lymphoblasten um, besuchen die Lymphknoten und hinterlassen überall das Bild des dingfest gemachten Feindes. Schließlich reifen sie zu Plasmazellen – auch „Gedächtniszellen“ genannt – heran, die mit der Produktion von Antikörpern beginnen, die speziell gegen das betreffende Antigen gerichtet sind. Diese Plasmazellen nisten sich in allen Haut- und Schleimhautarealen ein. Auf diese Weise liegen überall Partisanen bereit, um sofort Angriffe starten zu können, wenn sich dieser spezielle Feind erneut blicken lässt. Da die Plasmazellen auch in die Brustdrüsen gelangen, werden bereits Neugeborene über die Muttermilch mit einem vielseitigen Antikörperdepot ausgestattet und damit gegen feindliche Angriffe gewappnet.

Monozyten
sind besonders große weiße Blutkörperchen. Wenn sie das Gefäßsystem verlassen, werden sie zu so genannten „Fresszellen“ (Makrophagen), die sich vor allem im Bindegewebe als lebende „Müllschlucker“ betätigen.

Makrophagen (Fresszellen) sind sozusagen das Fußvolk. Diese Allesfresser bewegen sich wie kleine Amöben und sind mit Verdauungsenzymen ausgestattet, die beinahe alles aufzulösen imstande sind. Wie kleine chemische Müllverwertungsanlagen sind sie ununterbrochen im Organismus tätig. Gleichzeitig senden sie eine Vielzahl von Botenstoffen aus, die kreisende Lymphozyten zur Abwehrtätigkeit aktivieren. Die Makrophagen sind die entwicklungsgeschichtlich ältesten immunkompetenten Zellen. Sie haben unmittelbare exekutive Fähigkeiten, sind aber gleichzeitig große Dirigenten, die den Einsatz zur spezifischen Immunantwort geben, indem sie die Lymphozyten aktivieren. Sie tun dies, indem sie diesen hoch spezialisierten Immunzellen den Feind – das Antigen – präsentieren. Wenn das Gewebe stark mit Schadstoffen belastet ist, kommt es nicht selten vor, dass sich viele Makrophagen so überfressen, dass sie, vollkommen funktionsuntüchtig, selbst wieder zu einem toxischen Übeltäter werden können. Hier muss das Immunsystem dann bestimmte Immunzellen mobilisieren, die wiederum neue, gesunde Makrophagen anlocken.

Granulozyten sind die Frontkämpfer der ersten Reihe, gewissermaßen die Kamikaze-Krieger: Sie greifen alles an, was sich mit dem eigenen Selbst des Organismus nicht verträgt. Nachdem sie sich die feindlichen Agenzien einverleibt haben, sterben sie den Heldentod. Ihre liegen gebliebenen Körper werden samt den unschädlich gemachten Feindesresten von den Makrophagen entsorgt. Es werden neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten unterschieden. Die neutrophilen Granulozyten stellen das Hauptkontingent der weißen Blutzellen dar. Mehrere Milliarden von ihnen werden täglich im Knochenmark gebildet. Sie enthalten ein großes Arsenal an giftigen Angriffsstoffen für fremde Eindringlinge. Sie greifen diese an, verleiben sie sich ein, um sie kampfunfähig zu machen, und gehen anschließend zugrunde. Ihre Zelltrümmer mitsamt der zunichte gemachten Beute werden dann von umherwandernden Makrophagen aufgefressen und entsorgt.

Die eosinophilen Granulozyten sind eine Spezialtruppe von Angreifern, die über spezielle Waffen gegen Parasiten verfügen und eine besondere Abwehraufgabe bei entzündlich allergischen Reaktionen übernehmen. Eine seltene Form von Granulozyten stellen die basophilen Granulozyten dar. Wenn sie das Gefäßsystem verlassen, werden sie zu sesshaften Zellen, die sich vorwiegend in Haut und Schleimhäuten aufhalten. Sie befinden sich zum Beispiel in den Schleimhäuten von Nase, Nebenhöhlen und Bronchialsystem, aber auch in der Darm- und Blasenschleimhaut.

Killerzellen sind offenbar die Geheimpolizei der lymphozyten-artigen Zellen, ihre Lebenszyklen sind bis heute nicht recht aufgeklärt. Sie befinden sich in allen Geweben, sind bei Angriffen stets sofort einsatzbereit und scheinen ihre eigenen Befehlsgeber zu sein.