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Hand in Hand gegen den Feind - Kapitel VI

Eineinhalb Tennisplätze groß: das Immunsystem im Darm

Haut und Schleimhaut bilden die Grenze zwischen Individuum und Umfeld. Dabei steht einer durchschnittlichen Hautoberfläche von 1,5–2 Quadratmetern eine Darmschleimhautoberfläche von etwa 300–400 Quadratmeter gegenüber. Diese riesige Fläche, die der Größe von eineinhalb Tennisplätzen entspricht, ist einem dauerhaften Beschuss von Antigenen in Form von Mikroben, Parasiten, Allergenen und toxischen Schadstoffen ausgesetzt.

Die Abwehrleistung der Darmschleimhaut und überhaupt aller Schleimhäute wird im Wesentlichen durch zwei Systeme gelenkt:

Die Mikroflora und die Schleimhaut stellen eine wichtige Barriere gegen schädliche Stoffe/Antigene dar. Gelingt es einem Antigen dennoch, diese Barriere zu überwinden und in die Darmwand einzudringen, so stehen für die „Gefangennahme“ und den Transport spezialisierte Zellen zur Verfügung, die zwischen den Darmwandzellen ansässig sind und eine kleine Kuppel über Ansammlungen von Lymphfollikeln bilden. Sie werden nach ihrem Entdecker auch die Peyer-Plaques genannt. Kommt das ungestüme Antigen mit der Darmwand in Berührung, dann wird es von diesen speziellen Transportzellen gefangen genommen, durch die Zelle hindurch geschleust, auf der anderen Seite wieder ausgesetzt und den dort ansässigen Lymphozyten zwecks Vernichtung präsentiert. Natürlich gibt es unter der Schleimhaut auch genügend Makrophagen, die ihrerseits die ankommenden Antigene unschädlich machen können. Falls nötig, können sich auch noch die ebenfalls vorhandenen T-Helferzellen für Abwehrleistungen einschalten.

B-Lymphozyten auf Rundreise

Lymphozyten, die im Darm mit einem Antigen in Berührung gekommen sind, gehen auf Wanderschaft, um zunächst die um den Darm herum lokalisierten Lymphknoten aufzusuchen. Hier verändern sie ihre Form und reifen langsam zu so genannten Lymphoblasten. Gleichzeitig hinterlassen sie in den Lymphknoten das aufgenommene Feindbild des Eindringlings und wandern dann weiter durch die Lymphkanäle, bis sie in das venöse Blutsystem im oberen Brustraum kommen.

Während dieser Wanderschaft entwickeln sie sich weiter zu den so genannten Plasmazellen, deren besondere Fähigkeit es ist, gegen diesen eingebrochenen Feind, das Antigen, einen speziellen Antikörper zu bilden. Teilweise bleiben die Lymphozyten unterwegs ansässig, so zum Beispiel in der Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raums, der Atemwege, der Schleimhautsysteme im Bereich der Harnwege und in den Milchgängen der weiblichen Brust. Letztlich kehren nur etwa 20% dieser wandernden Lymphozyten, die zu Plasmazellen herangereift sind, zurück in die Darmschleimhaut und sind dann mit der Produktion der spezifischen Antikörper beschäftigt, so dass, wenn diese Antigene den Organismus erneut überfallen, eine sofortige Immunantwort erfolgen kann. Man geht davon aus, dass über diese Rundreisetätigkeit der Lymphozyten alle Schleimhautsysteme miteinander vernetzt sind.