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Hand in Hand gegen den Feind - Kapitel V

Abwehrstoffe – das Waffenarsenal des Immunsystems

Die große Familie der Abwehrstoffe stellt sozusagen das „Waffenarsenal“ des Immunsystems dar. Es gibt so genannte direkte Immunstoffe und indirekte Immunstoffe sowie eine Art „chemische Entsorgung“, bei der immunogen wirksame Moleküle Schadstoffe chemisch binden, neutralisieren und entsorgen. Zu den hoch effizienten direkten Immunstoffen zählen insbesondere die Antikörper. Sie werden von den Abwehrzellen ausgeschieden, legen die Feinde quasi in Handschellen und machen sie damit unwirksam. Eine weitere wichtige Gruppe der direkten Immunstoffe sind die Lymphotoxine; sie zerstören Eindringlinge durch Giftwirkung. Desweiteren gibt es unter anderem Interferone; dies sind Hemmstoffe, die die Vermehrung von Viren in den menschlichen Zellen bremsen und die Wachstumsrate bei schnell wachsenden Tumoren eindämmen können. Zur Zerstörung und „Ausbremsung“ von Turmorzellen sind ebenfalls spezielle Tumornekrosefaktoren im Einsatz.

Zu den indirekten Immunstoffen zählen Substanzen, die den Reifungsprozess der Abwehrzellen fördern oder Abwehrreaktionen unterstützen, indem sie als Botenstoffe die Verständigung der verschiedenen Abwehrzellen untereinander ermöglichen. Es sind mittlerweile viele dieser Botenstoffe bekannt, die eine schnelle Kommunikation im Zentralnervensystem, in den hormonellen Regelkreisen und in allen Körpergeweben ermöglichen. Einige wenige Vertreter dieser indirekten Immunstoffe sind in der Tabelle  aufgeführt. Viele dieser Stoffe haben Doppel- oder gar Vielfachfunktionen. Offenbar reichen geringste Mengen als Signal, um die hoch vernetzte Steuerung aller für die Verteidigung des Lebens zuständigen Faktoren zu aktivieren. Es bedarf hoher Steuermannskunst, um eine dem Reiz angemessene Abwehrantwort entgegenzusetzen. Je komplexer das System, das solches leisten soll, desto störanfälliger wird es. Da der Mensch zunehmend mit Reizqualitäten konfrontiert wird (z.B. Lärm, Schadstoffe, starker Stress, infektiöse Keime), ist es nicht verwunderlich, dass er für eine Reihe von Krankheiten auch störanfälliger wird. Hier müssen also sinnvolle Maßnahmen ansetzen, damit das Immunsystem den hohen Anforderungen gewachsen bleibt.

Beispiele für indirekte Immunstoffe, die den Reifungsprozess der Abwehrzellen fördern oder Abwehrreaktionen unterstützen:

Indirekte Immunstoffe

-    Adrenalin
-    Azetylcholin
-    Kortikosteroide
-    Histamin
-    Serotonin
-    Gerinnungsfaktoren
-    Wachstumsfaktoren
-    Tumornekrosefaktoren
-    Thymosine
-    Splenine

Im Bindegewebe lauern Immunzellen

Das Bindegewebe besteht aus Zellen, einem Netzwerk von Fasersystemen und vor allem aus viel Wasser. Alles zusammen wird Matrix genannt. Beim erwachsenen Menschen beträgt die Wassermenge der Matrix 16 bis 18 Liter. In diesem Flüssigkeitsmeer schwimmen die Bindegewebszellen, feine Blutgefäße und Nervenfasern. Weiterhin ist hier eine Reihe von Abwehrspezialisten wie Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen und Granulozyten zu finden. Die Matrix durchzieht den ganzen Organismus, das heißt, sie ist überall im Organismus anwesend wie ein überdimensionaler großer Filterapparat, der sowohl zwischen dem versorgenden Gefäßsystem als auch den Nervenfasern und Organellen ausgespannt ist.

Es gibt nirgends eine direkte Verbindung zwischen Gefäßsystem und Organellen – überall ist erst diese Transitstrecke durch die Matrix zu passieren. Die Bindegewebszelle (Fibrozyt) in der Matrix ist außerordentlich vielseitig. Auf einen Reiz hin kann sie in Sekundenschnelle alle spezifischen Immunzellen zur Vervielfältigung aktivieren und über Botenstoffe, die ins Zentralnerven- und Hormonsystem geschickt werden, eine generelle, angemessene Reizbeantwortung veranlassen. So ist das Bindegewebe der gemeinsame Resonanzboden für alle ankommenden Reize, unabhängig von der Qualität. Sowohl mechanische, physikalische oder chemische Angriffe und durch Mikroben ausgelöste Infektionen als auch psychische Erschütterungen – all das wirkt sich in diesem Terrain aus.

Die Matrix hat noch eine weitere, sehr wesentliche Funktion: Sie ist das Areal, in dem der Organismus alle Schadstoffe, die er nicht unschädlich machen oder ausscheiden kann, ablagert. Die Kapazität dieses „Müllabladeplatzes“ ist zwar sehr weitreichend, aber nicht unbegrenzt. Wenn man in einen fließenden Strom fortlaufend Müll kippt, so wird sich die Fließeigenschaft des Stromes allmählich verändern, und der Transit wird erschwert. Auf das Bindegewebe übertragen heißt das: Der Stoffwechsel wird träger, es dauert länger, bis Nährstoffe heran- und Abfallprodukte abgeführt werden können, und damit wird auch die Ernährung und Sauerstoffversorgung der Organellen erschwert. Gleichzeitig ist die Reaktionsfähigkeit bei ankommenden Reizen vermindert und damit die Reizbeantwortung unzureichend, so dass der Organismus anfälliger für Krankheiten wird.