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Verhaltensstörungen bei Tieren und artgerechte Haltung

Problematisches Verhalten von Haustieren kann sich auf vielfältige Art äußern und die unterschiedlichsten Gründe haben:

- eine eventuell vorliegende Erkrankung (z.B. Unsauberkeit, bedingt durch einen Harnwegsinfekt)

- arttypisches, aber inakzeptables Verhalten (z.B. Markieren in der Wohnung bei Rüde und Kater)

- Unterforderung (z.B. Zerstörung der Wohnungseinrichtung, da nicht genügend Spielzeit mit dem Besitzer gegeben ist)

- Haltungsfehler (natürliche, artgerechte Pferdehaltung verhindert Verhaltensstörungen; ein Offenstall ermöglicht dem Pferd, sich auf einer Weide bewegen zu können und über den Tag verteilt die Futtermenge in kleinen Portionen zu sich zu nehmen)

- unbeabsichtigte Förderung des problematischen Verhaltens durch Belohnung (der Tierhalter sollte konsequent sein, wenn das Tier ein nicht erwünschtes Verhalten, zum Beispiel Betteln, zeigt, und auf  keinen Fall durch die Gabe von Leckerbissen das unerwünschte  Verhalten noch belohnen)

- mangelndes Training (der Tierhalter sollte erwünschtes Verhalten  immer wieder mit seinem Tier trainieren und durch Belohnung  fördern) neu aufgetretener Stress im Umfeld des Tieres (z.B. durch ein neues Familienmitglied, z.B. ein Baby)

Bei schweren Störungen sollten Sie Ihren Tierarzt und eventuell – wenn keine körperliche Erkrankung als Ursache vorliegt und der Tierarzt nicht weiterhelfen kann – einen Tierverhaltenstherapeuten aufsuchen. Oft liegen jedoch die Ursachen bei den Tierhaltern und Familienmitgliedern, wenn sie zum Beispiel eine falsche Erwartungshaltung gegenüber dem Tier haben oder dem Tier gegenüber ein falsches Verhalten zeigen.

Problemen rechtzeitig vorbeugen

Um einigen vermeidbaren Problemen vorzubeugen, informieren Sie sich vor der Anschaffung eines Tieres durch Bücher oder andere Tierhalter über die entsprechende Tierart. Überlegen Sie, ob Sie eine artgerechte Fütterung, Haltung und Pflege sicherstellen können. Haben Sie tatsächlich genügend Zeit, um sich mit dem Tier und seinen tierartlichen Bedürfnissen entsprechend zu befassen? Ist die Frage der Unterbringung während eines Urlaubes geklärt? Können Sie bei der Erziehung eines Tieres, besonders bei einem Hund, entsprechend konsequent sein (ansonsten kann Ihr Hund später als Rudelführer Ihre gesamte Familie tyrannisieren)?

Die katzengerechte Wohnung

Junge Katzen müssen zwischen der zweiten und siebten Lebenswoche an den Körperkontakt mit Menschen gewöhnt werden, damit sie sich später zu zutraulichen Tieren entwickeln. Dabei sollte der Kontakt mit Frauen, Männern und Kindern gegeben sein. Katzen sind sehr anhänglich, wenn man sich sehr intensiv mit ihnen beschäftigt. Man sollte Katzen eine Rückzugsmöglichkeit in der Wohnung bieten, um ihrem gelegentlichen Bedürfnis „für sich sein zu können“ nachzukommen.

Bei Katzenhaltung empfiehlt es sich, immer ein Zimmer mehr, als Katzen im Haus sind, zur Verfügung zu haben. Die Anzahl der Katzentoiletten sollte sich nach der Anzahl der Katzen, plus eine zusätzliche Toilette, richten. Dabei kann es sein, dass oben offene Toiletten an einem ruhigen Platz (z.B. nicht unter dem Waschbecken im Bad) bevorzugt werden. Es gibt Katzen, die nur auf eine frisch gereinigte Toilette gehen, bei diesen muss der Tierhalter öfter die Toilette reinigen, um ein mögliches Verunreinigungsproblem in der Wohnung zu vermeiden. Liegt ein solches Problem bereits vor, so kann eine andere Sorte Katzenstreu oder ein anderer Standort der Toilette möglicherweise Abhilfe schaffen.

Eine katzengerechte Wohnung sollte in einem gewissen Maß „unordentlich“ sein, um genügend Abwechslung beim Spielen zu bieten. Sie sollte außerdem genügend erhöhte Sitz- und Fensterplätze haben, um der Katze einen erweiterten optischen Horizont zu verschaffen. Katzengras verhindert den Verbiss anderer Zimmerpflanzen (die eventuell auch giftig sein können). Ein Kratzbaum kann vor verkratzten Wänden, Teppichen und Möbeln schützen. Genügend Spielzeug dient der Befriedigung des Beutetriebes. Da Katzen nicht solch konsequente Einzelgänger sind wie immer behauptet wird, sollten, wenn möglich, zwei Katzen gehalten werden, insbesondere wenn Tierhalter und Familienangehörige berufstätig sind.

Der Tierhalter als Rudelführer

Welpen, die zu früh aus dem Wurf genommen werden und denen der Kontakt zu Artgenossen zwischen der 3. und 14. Lebenswoche vorenthalten wird, legen später oft abnormes Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden an den Tag. Sie reagieren so, als ob sie einer anderen Art angehören würden. Mangelnder Kontakt zu Menschen während dieser ersten 3 Lebensmonate kann ebenfalls zu lebenslanger Angst vor Fremden führen. Bei Hunden ist es wichtig, dass der Tierhalter als Rudelführer anerkannt wird, ansonsten ordnet sich der Hund nicht unter und es kann zu unerwünschtem, aggressivem Verhalten kommen.

Der Hund sollte daher konsequent erzogen werden und ihm sollte deutlich gemacht werden, welches Verhalten von ihm erwartet und welches auf keinen Fall geduldet wird. Bei Aggressionen zwischen zwei Hunden im Haushalt, bei denen sich noch keine stabile Dominanzhierarchie ausgebildet hat, gilt es, diese Aggressionen nicht noch zu fördern, indem dem offensichtlich rangniederen Tier besondere Rechte und Vergünstigungen eingeräumt werden. Hier ist das ranghöhere Tier zu bevorzugen, um die Hierarchiebildung zu beschleunigen und damit die Aggression zwischen den Hunden zu mindern.

Freier Auslauf für das Pferd

Das Pferd ist in erster Linie ein Lauftier und ein Herdentier. Es ist ein Dauerfresser, es hat sich an Wind und Wetter anpassen müssen und ist somit ein „Draußentier“. Probleme entstehen dadurch, dass mit den heutigen Haltungsformen dem Pferdebedürfnis nach frischer Luft, der Möglichkeit des Laufens und des permanenten Fressens von geringen Mengen über den Tag verteilt, nicht entgegengekommen wird.

Geschlossene Stallräume, Einzelaufstallung in Boxen und ein zu großes energiereiches Futterangebot fördern Erkrankungen wie Koliken und Atemwegserkrankungen. Sie verursachen Langeweile und sind daher auch für die Ausbildung von Untugenden verantwortlich. Hier sollte der Besitzer Haltungsformen wählen, die der Pferdenatur entgegenkommen. Offenstallhaltung, Weidegang, Haltung in Gruppen, Trennung von Schlafplatz, Futterplatz und Tränke, damit die Tiere laufen müssen, sind Möglichkeiten, um Verhaltensstörungen und Untugenden vorzubeugen und Erkrankungen an Bewegungsapparat, Atmungsapparat und Verdauungstrakt zu vermeiden.

Einige probate Mittel bei Verhaltensstörungen

Junge Hunde und Katzen, die nicht stubenrein werden wollen, benötigen Ignatia-Homaccord (Tropfen). Ignatia ist auch als homöopathisches Heimwehmittel einsetzbar. Es sollte beim Absetzen den Welpen und dem Muttertier verabreicht werden. Wenn die Tiere dann nicht allein bleiben wollen, kann zusätzlich Pulsatilla compositum gegeben werden.

Gegen den Futterneid jüngerer Tiere helfen Calcoheel Tabletten, auch bei Aggressivität gegen Artgenossen. Junge Hunde, die sich durch übertriebene Ängstlichkeit, besonders im Straßenverkehr, auszeichnen,  benötigen Nux vomica-Homaccord. Diese Hunde zerren an der Leine, wollen davonrennen, ziehen den Schwanz ein und urinieren aus Angst. Übertriebene Angst vor allem Unbekannten kann mit Phosphor-Homaccord behandelt werden. Dieses Mittel hilft auch bei Gewittern, bei Feuerwerk und auch bei Ängstlichkeit des Tieres vor dem Besuch beim Tierarzt. Nux vomica-Homaccord sollte bei Hunden immer gegeben werden, wenn sie auf Besucher aggressiv reagieren (Angriffslust gegen den Postboten).

Hyoscyamus (Bilsenkraut) ist das Mittel bei übertriebenen Reaktionen wie Eifersucht, Jähzorn, Hysterie und Bissigkeit (Angstbeißen). Hunde, die diese Verhaltensweisen zeigen, können mit Cerebrum compositum (2-mal wöchentlich) und einer täglichen Gabe von Hyoscyamus-Injeel behandelt werden. Gegen das lästige Aufreiten von Rüden, bedingt durch Hypersexualität, helfen Staphisagria-Injeel und Agnus castus-Injeel, jeden zweiten Tag im Wechsel.

Bei Pferden hilft gegen Angst und Aufregung vor Turnieren das Mittel Coffea-Injeel. Gute Erfahrungen gibt es auch mit Hyoscyamus-Injeel bei überängstlich-bösartigen Pferden, zum Beispiel vor Beschlag: Einfach eine halbe Stunde vor dem Termin 1 Ampulle Hyoscyamus-Injeel auf ein Stück trockenes Brot tropfen und dem Pferd geben. Pferde, die nicht in den Transportanhänger oder die Startbox gehen wollen, benötigen Phosphor-Homaccord und Hyoscyamus-Injeel, wenn sie Platzangst haben. Pferde, die im Anhänger ängstlich und unruhig sind, sollten vor dem Transport 10 – 15 Tabletten Vertigoheel bekommen.

Natrium-Homaccord hilft bei gestörter Psyche, wenn die Pferde „kleben“ und Aufregung beim Wegreiten zeigen. Es kann auch beim so genannten Zungenschlagen versucht werden. Pferde, die Ängstlichkeit bei schon bekannten Dingen, wie zum Beispiel Auflegen des Sattelgurtes, zeigen und mit erhöhtem Pulsschlag reagieren, benötigen Glonoin-Homaccord. Stuten, die bei leichtem Berühren unleidliche Reaktion zeigen und quietschen, können nymphoman verdächtig sein. Platinum metallicum-Injeel sollte täglich verabreicht werden. Bei  Nymphomanie muss 2-mal wöchentlich Ovarium compositum und täglich auch Hormeel gegeben werden. Manche Pferde fallen im Stall durch dauernde Unruhe auf. Sie schlagen an die Boxenwände und laufen in der Box nachts umher (Boxenläufer). Sie können mit Spascupreel und Zincum valerianicum-Injeel forte behandelt werden. Auch Tarantula-Injeel kann in diesen Fällen angebracht sein.

„Tarantula-Pferde“ sind wütend und haben den Drang, die Boxenwände zu zerstören. Die höchste Aggressivität und Bösartigkeit hat laut Arzneimittelbild das homöopathische Mittel Stramonium, demgemäß die Pferde ohne Vorwarnung gezielt beißen und schlagen können. Sie können den Tierarzt und den Hufschmied in große Gefahr bringen. Diesen Tieren sollte zur Beruhigung Stramonium-Injeel, 1-mal täglich, gegeben werden. Gegen das Koppen und Krippensetzen kann die tägliche Verabreichung von Zincum metallicum-Injeel und Stramonium-Injeel empfohlen werden. Beim Weben, einer rhythmischen Zwangsbewegung von Kopf und Hals, kann die Anwendung von Tarantula-Injeel gemeinsam mit Zincum metallicum-Injeel und Spascupreel versucht werden.

Eifersucht

Symptome: Verhaltensstörungen wie Aggression, Harn- und Kotabsatz in der Wohnung treten auf, nachdem sich das soziale Umfeld geändert hat.

Ursachen: Die Ursachen können sehr vielgestaltig sein, zum Beispiel kann ein neues Familienmitglied (ein Baby oder ein anderes Tier) das Verhältnis von Mensch zu Tier verändert haben. Aber auch eigene Jungtiere einer Kätzin oder einer Hündin können, wenn sie im Haushalt bleiben, bei dem Muttertier zu Verhaltensstörungen infolge Eifersucht führen.

Selbstmaßnahmen: Zunächst sollte man sein eigenes Verhalten im Bezug auf das Tier überprüfen, da meist die „Mensch-Tier-Beziehung“ nicht stimmt. Mittel, die bei Eifersucht eingesetzt werden können, sind Cerebrum compositum als Basismittel, Hyoscyamus-Injeel bei Eifersucht mit Aggression und unpassendem Verhalten wie Harn- und Kotabsatz in der Wohnung, Platinum metallicum-Injeel bei Hysterie und Aggression aus Eifersucht und eventuellem Kotabsatz in der Wohnung. Lachesis-Injeel forte ist ein Typmittel besonders für weibliche Katzen mit Verhaltensstörungen infolge Eifersucht. Darüber hinaus kann das individuelle Konstitutionsmittel weiterhelfen.

Wann zum Tierarzt?

Sollte sich das Problem nicht bessern, ist die Hilfe eines in der Verhaltenskunde bewanderten Tierarztes oder Tiertherapeuten zu erwägen. Meist werden diese sich im Idealfall auch vor Ort in Ihrer Familie einen Eindruck des Umfeldes verschaffen und daraus mögliche Vorschläge zur Optimierung der „Mensch-Tier-Beziehung“ machen können.